Manchmal komme ich mir total bescheuert vor. Warum will ich mein Leben hier ein halbes Jahr lang alleine lassen? Warum möchte ich bei fremden Leuten wohnen, eine fremde Sprache sprechen, auf eine fremde Schule gehen?
Aber manchmal, während einer langweiligen Geschichtsstunde oder nach vollkommener Verknotung meines Gehirns in Mathe weiß ich, warum.
Wenn man oben alle "fremd"s durch "neu"s ersetzt klingt das ganze nur noch halb so schlimm. Denn neue Dinge bleiben nicht neu und irgendwann werden auch fremde Sachen vertraut. Und vielleicht will ich wissen, wie das passiert. Ich war noch nie irgendwo "die Neue" und habe noch nie erlebt wie es ist, wenn man ganz alleine einem fremden Leben gegenüber steht und mit diesem vertraut werden möchte.
Vielleicht möchte ich auch einfach nur abhauen, mal alles hinter mir lassen und gucken was dann passiert. Mal bei Problemen nicht sitzen bleiben und darauf vertrauen, dass alles wieder gut wird. Denn wenn man noch niemanden kennt, hat man auch niemanden der einem die Probleme löst.
Vielleicht möchte ich auch etwas Besonderes sein. Hier, weil ich weg gehe, und dort, weil ich dort bin.
Oder mainstream, weil so viele weg gehen.
Eins ist klar, ich hab Angst mich dem zu stellen. Das schlimmste wird wahrscheinlich sein a) das erste mal mit meiner Gastfamilie in Kontakt zu treten, b) ihnen das erste Mal begegnen und c) das erste Mal in der neuen Schule sein. Und wahrscheinlich werden noch so viel mehr Punkte dazu kommen die mir Angst haben das man das Alphabet erweitern müsste damit ich sie hier aufschreiben kann. Das kann man eigentlich gleich hinzufügen: d) das Unbekannte.
Wenn man alles bisher aufgezählte zusammenmischt, erhält man wahrscheinlich den Grund warum ich weg möchte und warum es auch so viele andere tun. Es ist Fernweh.
